Theatersaal der Uni Wien und seine Bedeutung für Klöster und Orden

Der älteste Theatersaal Wiens (1654) befindet sich im ersten Stockwerk des alten Aulagebäudes der Jesuiten, heute Bäckerstrasse 20. Das ist ein Gebäude im architektonischen Konzert der Gesellschaft Jesu um das alte Universitätsgebäude am Ignaz-Seipel-Platz. Wer den 826 Quadratmeter umfassenden Saal betritt, kann sich unschwer vorstellen, wie damals 3.000 Zuschauer hineinströmten. Auf der Orchesterebene und in den Galerien kamen Scharen aus allen Gesellschaftsschichten zusammen, um religiöse Theaterspektakel, Universitätszeremoniell und feierliche Disputationen zu besuchen.    

In einer Vorwegnahme der damals gerade aufblühenden Inszenierungstechnologie hatten die Wiener Jesuiten den Bühnenraum sogar größer angelegt, als den Zuschauerraum, weil die Bühnentechnik immense technische Ansprüche stellte. Diverse Prospekte waren in Verwendung und Menschenmassen mussten sich auf der Bühne bewegen können, denn man liebte die spektakuläre Inszenierung von großen Menschenversammlungen (etwa Kriegsszenen) aus dem Alten Testament.

“Der Saal sah in der Folge unzählige Weihnachts-, Passions- und Osterspiele, darüber hinaus glänzende Aufführungen dramatischer Prunkstücke mit opernartigen Charakter, die alle Wandlungsmöglichkeiten des Theaterraumes und der barocken Bühnentechnik ausschöpften,” schreibt Kurt Mühlberger. “Es waren Flug- und Wolkenmaschinen in Verwendung, fliegende feuerspeiende Drachen erschienen in der Luft, man zeigte Engel in Feuersäulen, Erdbeben, den sich blutrot färbenden Tiber, einen Chor auf einer Wolke schwebend, Schiffe über die Wellen gleiten und ähnliches mehr.”

Auch für die alten Prälatenklöster in und um Wien war die Gesellschaft Jesu damals tonangebend. Bei den Jahresschlussprüfungen in der Alten Aula im Jahr 1752 waren die Äbte von Klosterneuburg, Heiligenkreuz und dem Schottenstift als Ehrengäste im Theatersaal anwesend, um die Fertigkeit der Studenten zu bewundern. Unter den Studenten waren nicht wenige Mönche und Chorherren. Auch der Cistercienserpater Norbert Theuerkauf, der in Heiligenkreuz mehrere Spektakel für den Kaiserhof inszenierte, hatte die jesuitischen Darbietungen hier oft besucht und sich von ihnen inspirieren lassen.   

Der Theatersaal wurde im Laufe der Jahrhunderte zu allen möglichen Zwecken vermietet und umgebaut. Heute gehört das Haus der Burghauptmannschaft Österreich. Seit 2010 wird der “Jesuitensaal” als begehrter Veranstaltungsort für wissenschaftliche und kommerzielle Zwecke verwendet.