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Wir setzen unsere Sammlung von klösterlichen Buchstabenspielen fort mit einem Akrostichon aus 1790.
Bei dieser literarischen Form ergeben die Anfangsbuchstaben, -silben oder -wörter der einzelnen Verszeilen hintereinander gereiht ein Wort oder mehrere. Der Terminus Akrostichon entspringt der griechischen Sprache und setzt sich aus akros (Spitze) und stichos (Vers) zusammen. Akrosticha stellten in der antiken, mittelalterlichen und barocken Dichtung ein beliebtes Schreibspiel und rhetorisches Stilmittel dar. Zudem gibt es zahlreiche Beispiele von Akrosticha in der jüdischen Literatur. Der hebräische Urtext des Alten Testamentes enthält etwa in Psalm 96 vier Verszeilen, deren Anfangsbuchstaben hintereinander gelesen den Gottesnamen JHWH ergeben (Ps 96,11).
Akrosticha finden sich in lyrischen Werken oder Liedern. Teilweise werden sie eingesetzt, um verschlüsselte Botschaften weiterzugeben. Die Anfangsbuchstaben können andererseits durch besondere Gestaltung künstlerisch hervorgehoben werden, sodass das Akrostichon optisch deutlicher hervortritt. Dies ist der Fall in einem Gratulationsschreiben an Abt Marian Reutter anlässlich seiner Wahl zum Abt von Heiligenkreuz im Jahr 1790.
Marian, / der im Herzen milde ist, / im Eifer brennend, / im Geiste fromm, / in der Arbeit untadelig, / in der Gemeinschaft leutselig, / in der Wissenschaft herausragend, / in der Seele vortrefflich, / er soll führen… / in das Mysterium der Religion / zum gesteigerten Ruhm des Ordens / zum Wachstum der Gemeinschaft / zur Stärkung des Volkes / zum Bündnis der Freundschaft.