Bernhards Beliebtheit bei Benediktinern

Bernhard von Clairvaux zeigte sich nicht immer demütig in seinen Polemiken gegen die “schwarzen Mönche”, aus deren Reihen der Cistercienserorden hervorgegangen war. Mit “schwarz” meinte er die für ihren schwarzen Habit bekannten Benediktiner. Er hielt sich selber für besser und konnte den älteren Klöstern gegenüber in Vortrag und Schrift recht verletzend sein. Trotzdem, so zeigt ein neuer Aufsatz von Tjamke Snijders, wurden Bernhards Texte in manchen Benediktinerklöstern mehr gelesen und vervielfältigt, als in Cistercen. Wie kann man das erklären?

Dom Jean Leclercq, wohl einer der größten Bernhardsforscher der Moderne (er lebte 1911-1993), hat es so erklärt: Die Benediktiner lasen Bernhard nicht, weil er Cistercienser war, sondern weil seine Darstellung der christlichen Wahrheit so schön war, und daher gehörten die Texte der ganzen Kirche. 

Der neue Aufsatz von Snijders erklärt die Rezeption von Bernhards Werken in “schwarzen” Klöstern vor dem Hintergrund von Bernhards schwindender Beliebtheit unter den Reihen der Cistercienser. Der Schwund war verursacht durch die unerwünschte Profilierung von Clairvaux gegenüber dem Mutterkloster Cîteaux. Die Abhandlung von 2019 ist eine wertvolle Vertiefung unseres Verständnisses vom uralten Konflikt zwischen Cluniacensern und Cisterciensern. Viele vergessen dabei, dass man deswegen so viel von “Cluny” gesprochen hat, weil es zu Bernhards Zeiten noch keinen Benediktinerorden gab. Obwohl die Regula Benedicti längst im Umlauf war, hat es bis zur Bewegung von Cîteaux gebraucht, bis der Ordensbegriff gereift war. Aber so reif war der Orden auch nicht, und Bernhards Stellung in ihm war durchaus umstritten. 

Tjamke Snijders, “The Black Cistercians: The Reactions of Black Monks to Bernard of Clairvaux and the Challenges of Increased Competition.” The Catholic Historical Review 105.3 (2019): 429-456.