Geschichte der Geschichte des Ordens

Cistercienserstudien widmen sich selten der “Geschichte der Geschichte” des Ordens. Wie haben vergangene Cisterciensergenerationen den Orden dargestellt; für welche Ideale stand er, und wie haben sich die Idealvorstellungen im Laufe der Zeit verändert? Wie mutierten die Lebensbilder unserer großen Heiligen? Ein besonders faszinierendes Beispiel einer stets sich verschiebenden Porträtierung ist der hl. Bernhard von Clairvaux. Mal galt er als heroischer Kreuzzugsprediger, mal als sensibler Literat, mal als Diplomat, mal als Asket. Allein die drei großen Bernhardsbiographien aus dem 19. Jh. (Vacandard, Chevallier und Ratisbonne) wären ein reich gedeckter Tisch, um diese Art Rezeptionsforschung zu betreiben. Aber das wäre nur der Anfang: unendliche Kleinschriften und Predigten über das Leben des hl. Bernhard sind im 17. und 18. Jahrhundert erschienen. Hier aktiv zu werden, würde helfen, den Orden (auch in unserer Zeit) besser zu verstehen. Vgl. M. Pacaut, “Saint Bernard dans l’historiographie francaise du dix-neuviéme siècle,” in: Bernhard von Clairvaux: Rezeption und Wirkung im Mittelalter und in der Neuzeit (Wiesbaden 1994) 421–430.