Wir trauern um P. Placide Vernet OCSO

Zur ersten Vesper des Hochfestes unseres Ordensvaters Bernhard ist in Cîteaux am 19. August 2018 ein großer Kenner der Cistercienserliturgie und ein liebenswürdiger Mitbruder gestorben.

Pater Placide Vernet wurde 1922 geboren und trat nach dem Schulabluss in Cîteaux ein. Doch kurz nach seinem Noviziat musste er seine klösterliche Formation abbrechen und sich zum Reichsarbeitsdienst einziehen lassen. Nach einer Vereinbarung mit der Vichy-Regierung mussten alle jungen Männer (später auch Frauen) mindestens sechs Monate im Dienst am Aufbau des “Dritten Reiches” verbringen. Vernet wurde in Breitenlee (heute im 22. Wiener Gemeindebezirk) eingesetzt, wo er 1943–1944 ein Jahr unter unfreiwilligen Bedingungen lebte und arbeitete.

Während des Wiener Arbeitsjahres hat er mit mehreren Patres aus Heiligenkreuz mitbrüderliche Freundschaft geschlossen. An freien Tagen besuchte er die hohen Liturgien in Heiligenkreuz, wurde von den Patres aufgenommen und war bis in sein hohes Alter von der tiefen Verbundenheit berührt, die er als Exilant im Wienerwaldkloster wahrnahm: “Es war in Heiligenkreuz,” schrieb er 55 Jahre später, “wo ich die Familie der Zisterzienser entdeckt habe.”

Nach dem Krieg wurde aus Vernet ein Kenner der Ecclesiastica Officia, der Bernhardsliteratur und der Liturgiegeschichte des Ordens. Eine Festschrift, die anlässlich seines 90. Geburtstages erschien, zeugt von der Ausstrahlung seines Wirkens. Wer ihn kannte, wird seine demütig-gelehrte Art und seine Freude am Mönchsberuf nicht bald vergessen.

Placide Vernet, Als Zwangsarbeiter in Österreich. Erinnerungen an die Begegnung mit Heiligenkreuz. Sancta Crux 61 (2000) 207–215.