"Maria Stuart" 1767 in Ottobeuern aufgeführt

Der inzwischen durch Schillers Fassung von 1800 weltbekannte Stoff war vorher auf vielen klösterlichen Bühnen bekannt; es hatte nur fünf Jahre nach Königin Marias Hinrichtung im Jahr 1587 gedauert, bis es zur ersten Fassung kam. Der Stoff wirkte im Streit der Konfessionen besonders polarisierend, da die katholische Maria und ihr nichtkatholischer Gegenpart Elisabeth die Folgen der Glaubensspaltung so dramatisch (und historisch belegt) darstellen. 

Später, in der Romantik, wurden die Hauptrollen viel mehr verinnerlicht. Religiöse Polemik trat in den Hintergrund in Schillers “evangelische” Fassung, in der trotz der Uraufführung in Weimar viel Sympathie für die katholische Maria vernehmbar ist. Besonders die Szene, in der Marias greiser Berater Melvil ihr kurz vor der Hinrichtung bekanntmacht, dass er inkognito eigentlich ein Priester ist, ist eine Meisterleistung. Er kann ihr somit die Beichte abnehmen, die ihr in der Kerkerhaft nicht zugänglich war.