Neues Buch über Ladislaus Pyrker

Der Patriarch – Die Abenteuer und Ereignisse im merkwürdigen Leben des Patriarch- Erzbischofs Johann Ladislaus Pyrker.

Anlässlich des 250. Geburtstags erschien die Lebensgeschichte von Johann Ladislaus Pyrker (1772-1847), Abt des Stiftes Lilienfeld, Bischof von Zips/Slowakei (1818-1820), Patriarch von Venedig (1821-1827) und Erzbischof von Erlau/Ungarn (1827-1847), dessen vielschichtige Persönlichkeit und ungewöhnlicher Werdegang zum einflussreichsten Kirchenfürsten hier in Anekdoten dargestellt wird. Pyrkers Autobiographie, Briefe und Berichte aus seinem Umfeld bilden die historische Grundlage des Buches. Verfasser ist Dr. Pius Maurer, Abt des Stiftes Lilienfeld.

Einem einleitenden Prolog über Person und Wirken des Patriarch-Erzbischofs Pyrkers und der Schilderung seiner frühen Jahre in Ungarn folgt die Beschreibung einer Italienreise, die von Mittellosigkeit und vielfältigen positiven und negativen Begegnungen und Erlebnissen, welche jedoch die Menschenkenntnis des jungen Mannes reifen ließen, geprägt war. Da Johann Ladislaus Pyrker seinen Traum Berufssoldat zu werden nicht erfüllen konnte, riet ihm ein ehemaliger Zisterziensermönch ins Stift Lilienfeld einzutreten. Bemerkenswert ist, dass der junge Mann, dem der christliche Glaube zwar eine Selbstverständlichkeit im Leben war (13), erst während des Noviziates und seines Theologiestudiums im Priesterseminar St Pölten durch das Bibelstudium, seine religiöse Berufung zum Priestertum erst wirklich erkannte und vertiefte. Zu dieser Zeit zeigten sich bereits die vielfältigen Talente und die geistige Weite des jungen Mönchs, sein Fremdsprachentalent, sowie seine musische und dichterische Begabung, die er auch während seiner Kaplans- und Pfarrertätigkeit in Lilienfeld und Türnitz pflegte. Der Einmarsch französischer Truppen unter Napoleon in Österreich, die drohende Einquartierung tausender Soldaten in Lilienfeld und die große Brandkatastrophe der Abtei im Jahr 1810, die Teile des Stiftes und der Kirche zerstörte, ließen erstmals die Organisations- und Führungsqualitäten, die Pater Pyrker zunächst zum Prior und 1812 zum Abt des Stift Lilienfelds machten, erkennen. Durch seine Freundschaft mit Kaiser Franz I., der die Weltgewandtheit, Klugheit und die fremdsprachlichen Kompetenzen des jungen Abtes schätze, wurde Johann Ladislaus Pyrker gegen seinen Wunsch, zunächst zum Bischof von Zips (1818) und 3 Jahre später, zum ersten und einzigen deutschsprachigen Patriarchen von Venedig (1821), ernannt. Die Ernennung zum Erzbischof von Erlau erfolgte im Jahr 1827, vor allem aufgrund der nachlassenden Gesundheit von Patriarch Pyrker.

Die Gründungen der ersten Lehrerbildungsanstalt der Habsburger Monarchie in Zips und der ungarisch-sprachigen Lehrerbildungsanstalt in Erlau waren ebenso sein Verdienst, wie die Errichtung des Freihandelshafens Venedig, zu der er dem Kaiser riet, der Bau der Erlauer Kathedralkirche und die Gründung des Kurortes Bad Hofgastein, wie die Mitbegründung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. 

Er verkehrte mit Goethe, Grillparzer, Humboldt und Danhauser, war mit Kaiser Franz I., Kaiserin Marie Louise, Erzherzog Johann und Erzherzog Karl freundschaftlich verbunden und begegnete mehrmals zum Austausch Kardinal Francesco Castiglioni, dem späteren Papst Pius VIII., Kamaldulenserabt Mauro Cappellari, dem späteren Abt Gregor XVI. und Papst Pius VII.

Das Werk umfasst 160 Seiten und gliedert 100 Anekdoten in8 Abschnitte bzw. Lebensstationen, wobei der Zeit als Patriarch von Venedig sind die meisten Episoden gewidmet sind. Ein ausführlicher Quellennachweis, ein Literaturverzeichnis und Bilderklärungsabschnitt vervollständigen das Werk.

Auf den ersten Blick wirkt das Buch „Der Patriarch“ wie ein Kinderbuch, nicht zuletzt aufgrund des Illustrationsstils von Maria Gröbl, doch Abt Pius Martin Maurer OCist ist es gerade durch die leicht lesbare, verständliche Sprache gelungen, ein kurzweiliges Buch für Jung und Alt zu schaffen. 

Verfasserin der Buchbesprechung: Uta Mirjam Neufeld

Details: Be&Be-Verlag Heiligenkreuz 2022 (ISBN: 978-3-903602-47-2) 160 Seiten, Hardcover, € 24,90.