Ein jesuitischer Reisebericht in einem Zisterzienserkloster?

Eine Zeichnung Pauckes

Jesuitenpater Florian Pauckes Hin und Her im Stift Zwettl

von Ulrich Stober

Ein Highlight unter den Zwettler Codices ist das Hin und Her von Florian Paucke SJ. Schlägt man das kleine, in zwei Bänden gebundene Buch auf, finden sich neben 1146 Seiten feinsäuberlicher Kurrentschrift mehr als hundert Zeichnungen. Im Stiftsarchiv gibt es eine Vielzahl weiterer Zeichnungen des Missionars, die vermutlich in der Mission entstanden sind. Paucke verarbeitete in seinem Werk seine Erfahrungen bei den Mocobi-Indigenen in der Missionsstation San Javier in der Provinz Paraguay. Nach seiner Rückkehr lebte Paucke in Neuhaus (heute Jindřichův Hradec), 70 km von Zwettl entfernt. 

Die Quellen schweigen, wie genau der Kontakt zwischen dem Jesuit und dem Stift zustandekam. Der Codex selber ist eine Reinschrift zur Drucklegung aus der Feder des damaligen Priors und Bibliothekars von Zwettl, P. Placidus Assem. Die Zeichnungen im Buch wiederum sind mit Beschriftungen in Pauckes Handschrift versehen. Die von Paucke erstellte Vorlage für den Text ist nicht überliefert. Wahrscheinlich ist, dass Paucke seine Zeichnungen präsentierte und ausgehend davon zum Verfassen des Textes angeregt wurde. Das Stift Zwettl wollte wohl bei der Veröffentlichung behilfich sein. Assem starb jedoch 1779, ein Jahr vor Paucke, sodass das gemeinsame Projekt unvollendet blieb.

Besonders deutlich wird bei Paucke, dass Kommunikation mit den Indigenen sowie deren Wissen elementar für das Überleben der Missionare war. Und sei es schon das Wissen, wie und wo man die zahlreichen Flüsse im Gran Chaco gut überqueren kann (vg. Bild). Wenngleich Hin und Her sowie die allermeisten Quellen aus der Jesuitenmission eine europäische Perspektive innehatten, wird dennoch deutlich, dass indigene Lebenswelten die Fragen der Missionare rahmten und Formten.

Ulrich Stober hat am Beispiel von Florian Pauckes Hin und Her und weiteren Quellen sprachliche und kulturelle Übersetzungsprozesse in der Jesuitenmission untersucht. Seine Doktorarbeit erscheint im Frühjahr 2024.