Abt Ellegast wollte Melk verkaufen

Kathpress berichtete am 19. Nov. 2021, dass Altabt Ellegast am Anfang seines Abbatiats das Stift Melk verkaufen wollte. Im NÖN-Interview zu seinem 90. Geburtstag hat er sich allerdings von diesem “jugendlichem Leichtsinn” distanziert (Infodienst Nr. 949, S. 3). Als er 1975 Abt wurde und sich mit einem verwahrlosten Klosterareal auseinandersetzen musste, wurde klar, dass das Stift aus den traditionellen Erwerbszweigen Land- und Forstwirtschaft nicht in der Lage war, die geschichtsträchtige Anlage vor dem Verfall zu retten. Mit Unterstützung (und unter der Aufsicht) von öffentlichen Behörden glückte die Sanierung von Österreichs bekanntestem Barockstift. Heute ist der Tourismus eine wesentliche Einnahmequelle für Melk und auch – so hofft man – eine Chance der Glaubensverkündigung an Fernstehende und Andersgläubige. 

Allerdings: Die Kartause Gaming hat der Konvent von Melk im Jahr 1983 tatsächlich an Architekt Walter Hildebrand verkauft, da eine Sanierung aus finanzieller Sicht unmöglich gewesen wäre; Hildebrand hat die ehemalige Kartause mit persönlichen und öffentlichen Mitteln revitalisiert.

Der Verkauf von Klöstern an Privatpersonen ist ein heikles Thema der Ordensgeschichte. Genügend Beispiele in Frankreich und England zeigen, wie aus Klöstern Schlösser gemacht werden können. Ein Kloster zu verkaufen, um es denkmalgerecht zu erhalten, wäre allerdings ein Novum gewesen, aber nicht ohne eine gewisse buchhalterische Logik.